Was hat uns geholfen - Tipps und Erfahrungen

(Stand 09/2001 - 9 Monate)

Gerade bei Zwillingen sind es oftmals die kleinen Dinge, die einem den täglichen Alltag ziemlich erleichtern können. Alle hier angegebenen Erfahrungen und Tipps sind natürlich subjektiv und können von anderen Eltern durchaus anders beurteilt werden. Sie sind sicherlich auch extrem davon abhängig, wo man wohnt, wer einem helfen kann und ob man schon Kinder hat (für uns sind es die ersten Kinder, wir wohnen in einer Mietwohnung im 2. OG, ohne Balkon). Trotzdem denke ich, dass der eine oder andere Hinweis auch bei anderen Zwillingseltern aufgenommen werden kann.
(PS: ich sehe als Vater sicherlich einige Sachen eher aus dem praktischen Gesichtspunkt und bitte daher alle Mütter mich nicht falsch zu verstehen...)

Doppelte Arbeit?
Nein!
Gerade Eltern von Einzelkindern denken oftmals, dass Zwillinge zwangsweise doppelt soviel Arbeit machen wie ein Einzelkind. Wir haben aus Gesprächen und Treffen mit Zwillingseltern und Eltern von Einzelkindern erfahren, dass Zwillinge mit ein wenig Organisation und Routine nur wenig mehr Arbeit machen als Einzelkinder. Spätestens wenn sie beginnen sich wahrzunehmen (das geht schon ab dem 6. Monat los) und miteinander spielen (das kommt später), ist es zeitweise sogar einfacher, weil man nicht ständig bei den Kleinen im Zimmer bleiben muss.

Organisation, Rhythmus und Ruhe:
Das für uns wichtigste im täglichen Leben und bei der Betreuung/Erziehung (wenn man schon davon sprechen kann) unserer Zwillinge ist ein halbwegs organisierter und geregelter Tagesablauf. Diese Regel haben wir seit dem ersten Tag befolgt und sind damit bisher super zurecht bekommen.
Was sicherlich auch bei einem Kind gilt, trifft bei Zwillingen um so mehr zu. Denn nur wenn die alltäglichen Dinge wie Essen, Windeln wechseln, Schlafen, gemeinsam Spielen Spazieren gehen usw. zu festen Zeiten und vor allen Dingen synchron ablaufen, bleibt noch genügend Zeit für andere Dinge. Ausserdem sind so alle Aufgaben leichter und zielgerichteter zu bewältigen.
D.h. im konkreten Fall:
- Essen für beide Kinder gleichzeitig zu festen Zeiten (dazu mehr weiter unten)
- Schlafzeiten ebenfalls zu festen Zeiten und wenn möglich (das klappt natürlich nicht immer) gleichzeitig
Hier hat uns zumindest am Anfang der Kinderwagen gute Dienste geleistet, da unsere Söhne dort immer zugleich eingeschlafen sind. Leider kann man in dieser Zeit dann keine Hausarbeit o.ä. erledigen (am Wochenende geht das jedoch mit Abwechseln ganz gut). Zum Schlafen ebenfalls mehr weiter unten.

"Die Ruhe der Eltern überträgt sich auf Ihre Kinder" - Ein Hinweis, den uns die Kinderärztin der Kinderstation mit auf den Weg gegeben hat, bewahrheitet sich ebenfalls Tag für Tag. Umgekehrt natürlich genauso :-(
Das hieß bzw. heisst für uns, dass wir versuchen auch in Stress-Situationen ruhig zu bleiben, auch wenn dies zugegebener Maßen nicht immer leicht fällt (Ausnahmen bestätigen die Regel :o).

Ausstattung:
Die in diversen Babykatalogen empfohlene Erstausstattung ist wenig hilfreich. Was braucht man wirklich (ohne Anspruch auf Vollständigleit):
(PS: Die Mikrowelle hatten wir vorher schon. Sie ist aber nicht nur für die Zubereitung von Babynahrung äusserst hilfreich)

Grundausstattung Bodys, Wickelhemdchen/T-Shirts/Pullover, Strampler, im Winter eine warme Jacke Da sich Kinder in diesem Alter prinzipiell nicht gross dreckig machen, muss man davon keine Unmengen anschaffen (lieber noch ein paar Sachen nachkaufen). Der Rest ergibt sich und wird meist eh von Verwanden und Bekannten aufgefüllt ;-)
Windeln/Moltontücher einfache Baumwollwindeln als "Spucktücher" und beim Stillen (wenigstens 10 Stk.). Moltontücher (8 Stk.) als Wickelunterlage und zusammengerollt als Rückenstütze für die Seitenlage.
Lätzchen Braucht man zumindest ab der ersten Breinahrung in Massen, wenn man nicht ständig waschen will.
Kissen Je nach Geschmack mit Daune oder synthetischer Füllung. Wir haben uns für 2 Kissen der Fa. Paradies mit synthetischer Füllung entschieden. Ganz pragmatisch weil sie weicher sind als Daunen und trotzdem chemisch unbedenklich. Die Kissen können sowohl als Zudecke fürs Bettchen und für den Kinderwagen genutzt werden.
2 Babykörbchen/Wiegen (von Bekannten und Verwanden geliehen). Zum Anfang haben beide in einem Körbchen geschlafen, bis sie sich gegenseitig geweckt haben. Auf jeden Fall brauchen Säuglinge überall Begrenzungen und was zum Ankuscheln (wie in Muttis Bauch). Später zwei Bettchen mit Umbauseiten zum Jugendbett (bis zum Schulalter nutzbar)
Fläschchen/Sauger/Flaschenbürste mindestens je 2 Fläschchen pro Mahlzeit (ca. 12), sonst kommt man mit dem Saubermachen und Sterilisieren nicht hinterher. Zum Anfang reichen kleine Flaschen, später Grosse (am besten Mischen). Wenn man die Flaschen nicht im Topf auskocht sondern im Dampf sterilisiert, reichen welche aus Plaste. Sonst lieber Glasflaschen nehmen, diese sind robuster und lassen sich besser reinigen.
2 Teesauger und sonst Milchsauger
Flaschenwärmer von Emide (bei Brinkmann oder Quelle) Flaschenwärmer (69,-) für zwei Flaschen/Gläschen. Einfach gut, zuverlässlich und praktisch! Kann auch als Vaporisator (zum Sterilisieren) genutzt werden.
Mikrowelle zum Sterilisieren der Sauger und Fläschchen, zur schnellen Erwärmung von Wasser und Fläschchen (wenn's mal schnell gehen muss :-) Auch für die Zubereitung/Aufwärmung diverser schneller Mittagsmalzeiten für die Eltern gut zu gebrauchen.
Sterilisationsbehälter für die Mikrowelle Höchst praktisch (und billig), weil da ordentlich was reinpasst. Ausserdem braucht man nicht ständig auf irgendwelche überkochenden Töpfe zu achten.
Wasserkocher zum Abkochen des Wassers sowie alternativ zum Aufwärmen der Fläschchen
langes Stillkissen Damit können beide Zwillinge gleichzeitig gefüttert werden. Erfordert ein wenig Übung (zum Anfang sollte jemand helfen) erspart aber ungemein Zeit.
Zwillingskinderwagen von Hartan (Zwillingsrannger) im Internet für unter 1000,- DM zu haben (inkl. Tragetaschen) Kombinierter Kinderwagen/Sportkarre. Verdeck kann gedreht werden, so dass man die Kleinen zum Anfang sehen kann (bei der teureren Variante von Princess kann man den Griff schwenken). 80cm breit und damit durch (fast) jede Tür passend. Äusserst gelenkig (Räder vorne wahlweise drehbar oder fest). Zusammengeklappt (und Räder abgebaut) auch einigermassen kompakt. Die Tragetaschen sind für den Trabsport der Kleinen in obere Stockwerke unabdingbar (lassen sich später als Fusssäcke nutzen).
Nachteil: Das Verdeck kann nicht geräuschfrei nach vorn/hinten geklappt werden.
Heizstrahler Über der Wickekommode tut's auch ein "normaler" Heizstrahler auf kleinster Stufe (ca. 50,- im Baumarkt). Gerade im Winter für die Kleinen sehr angenehm (bis ca. 6 Monate sinnvoll)
Krabbeldecke/Spielzeug Ein kleines Plüschtier zum Kuscheln und/oder eine ein Schmusetuch (Windel). Kleine Spielzeuge zum Greifen (lernen). Ab dem 3. Monat können sie sich auch schon (wenn auch nur kurz) mit einem Mobile beschäftigen.
Autositze auch ohne Auto immer praktisch, da die Kleinen so auch in der Wohnung immer "mobil" sind. Und zum gemeinsamen Essen (Flasche, Gläschen, Brei) sitzen sie sicher. Ab dem ersten Gläschen sollte man sie allerdings mit einem alten Laken etc. auslegen, da sie sonst völlig eingesaut werden...
Sitze von Römer schaukeln auch super, so kann man sich die Wippe sparen.
grosses Auto ;-) Nur zur Vervollständigung und kein Muss. Aber da wir sowieso vorhatten uns ein anderes Auto zuzulegen, haben wir uns für einen Ford Galaxy (gebraucht) entschieden (Baugleich mit VW Sharan oder Seat Alhambra). Auf Reisen einfach super und für kurze Strecken den Kinderwagen einfach hinten reinstellen. Ist nicht teuerer als ein grösserer Kombi und auch nicht länger. Nebenbei ein super Fahrgefühl...

...da fehlen sicherlich noch viele Dinge. wenn mir was einfällt trage ich es nach.

Windeln:
Ja Zwillinge verbrauchen logischerweise auch die doppelte Anzahl an Windeln (das teuerste zum Anfang, wenn Mutti stillt). Auch hier kann man sparen. Erstmal gibt es von Pampers und Fixies Jumbopacks, die im vergleich zu Normalpackungen ca. 50% billiger sind. Also immer mal die Supermarktprospekte durchstöbern und dann auf Vorrat zuschlagen.
Unsere Kleinen sind zum Glück auch bei anderen "nicht-Marken" unempfindlich. So können wir die Windeln von Rossman, Aldi und Schlecker (hier nur die Atmungsaktiven) uneingeschränkt empfehlen. Diese sind gerade tagsüber völlig ausreichend und kosten deutlich weniger als Markenwindeln.
Nicht zu empfehlen sind Windeln, die durchgängig mit einer Folie überzogen sind (gibt's oftmals auf Wochenmärkten direkt vom LKW). Hier schwitzt die Haut und wird dadurch mehr gereizt.

Nahrung:
Zwillinge (voll) zu stillen ist eine echte Herausforderung und nicht alle Muttis haben das Glück (wie wir), dies längere Zeit zu schafffen und durchzuhalten (was ich an Stilltee gekauft habe...). Ansonsten ist die Nahrung sicherlich von allen Herstellern unbedenklich, sollte aber möglichst nicht gewechselt werden.
Wenn die Kleinen Brei bekommen, geht dies schnell ins Geld. Hier auch auf Sonderangebote achten.
Ansonsten kann es sich auch lohnen frisches Gemüse selbst zu Brei zu verarbeiten (natürlich nur in grossen Mengen). Tipps unter http://www.babysmile.org/babys/ernaehrung/rezepte.htm

Second Hand:
Gerade Zwillingssachen kann man im Internet, in der "Zweiten Hand" oder auf Zwillingsbasaren günstig gebraucht erstehen. Da die Kleinen schnell wieder rauswachsen, sind diese meist in gutem Zustand. Vielleicht findet Ihr ja auch eine Zwillingsfamilie in der Nähe, wo die Kleinen etwa 1 Jahr voraus sind. Da kann man dann dauerhaft Kontakte knüpfen.

Einkaufen/öffentliche Verkehrsmittel:
Leider ein Problem für Zwillingseltern. In vielen Supermärkten sind die Eingänge und Kassen nicht breit genug. Da hilft dann nur nachfragen. Oft ist natürlich auch nur die Kasse auf, wo man gerade nicht durchpasst. Auch hier hilft nur nachfragen. Mit Niederflur-Strassenbahnen oder Bussen kann man problemlos allein fahren, bei den anderen braucht man Hilfe. Ebenso bei S-Bahn, U-Bahn oder Bahn ohne Rolltreppen/Aufzüge. Leider hält sich die Hilfsbereitschaft auch hier in Grenzen, so dass man meist um Hilfe bitten muss.
Grosseinkäufe machen wir generell ohne die Kleinen, da dies allein einfach schneller und problemloser geht. Ansonsten kann man zu zweit auch beide in den Autoschalen im Einkaufswagen befördern (sehr spannend für die Kleinen :-).
Bauch-Tragen sind bei Zwillingen nur zu zweit nutzbar. Gebraucht kann sich eine Anschaffung aber auch hier lohnen. Wir haben nach einem Test jedoch darauf verzichtet.

Hilfe:
Gerade am Anfang unbedingt nötig. Da unsere Kleinen noch 3 Wochen in der Klinik waren, konnten wir uns zu Hause gut vorbereiten. Die ersten zwei Wochen zu Hause hatte ich Urlaub, danach haben die Omas für weitere 3 Wochen zu Hause geholfen. In dieser Zeit wurden die Anfangsschwierigkeiten überwunden, der eigene Rhythmus gefunden und die Nachtschlafzeiten der Kleinen schrittweise erhöht (soweit möglich).
Ausserdem hat uns unsere Hebamme am Anfang regelmässig besucht und stand mit Rat und Tat zur Seite. Das sollte man unbedingt nutzen, da es voll von den Krankenkassen (ebenso wie der Geburtsvorbereitungskurs) bezahlt wird.
Ebenso kann man mit einem Attest der Kinder- oder Frauenärztin eine Haushaltshilfe bei der Krankenkasse beantragen (darauf besteht jedoch kein gesetzlicher Anspruch). Diesen Attest haben beide Ärzte anstandslos unterschrieben (Zeit und Dauer sind Verhandlungssache ;-). Wird die Hilfe durch einen Bekannten übernommen, kann man sich das Geld von der Krankenkasse auszahlen lassen.

Schlafen:
Schwieriges Thema, bei dem wir wirklich Glück haben. Alles was man dazu wissen sollte steht im Buch: "Jedes Kind kann Schlafen lernen" (das funktioniert wirklich!!!). Weiterhin gibt auch die Hebamme wirkungsvolle Tipps.

Öffentlichkeit:
Mit dem Zwillingswagen fällt man zwangsweise überall auf. Die Reaktionen gehen von überschäumender Freude bis hin zu bemitleidenden Blicken. Anfangs war es schon komisch damit fertig zu werden. Hat man einmal die Sicherheit, dann ist man einfach nur noch stolz auf die Kleinen. Auf solche Sprüche wie: "Na die machen ja viel Arbeit..." kann man nur locker mit "Und auch viel Freude" antworten.